VfR Warbeyen: Dorfklub erfüllt sich Traum von der 2. Frauen-Bundesliga
Sein nächstes Heimspiel in der Frauen-Regionalliga West gegen den 1. FFC Recklinghausen trägt der Spitzenreiter und bereits feststehende Meister VfR Schwarz-Weiß Warbeyen 1945 am Samstag, 26. April (ab 18 Uhr), im städtischen Klever Stadion am Bresserberg aus. Es ist für den kleinen Dorfklub aus dem 700-Einwohner-Stadtteil eine Art Testlauf für die bislang größte Herausforderung der Vereinsgeschichte.
Ab der kommenden Spielzeit wird das Team von Trainer Sandro Scuderi (45) nämlich erstmals in der 2. Frauen-Bundesliga an den Start gehen und sämtliche Heimspiele in der rund 5000 Zuschauer*innen fassenden Arena austragen. Zwar gibt es dort bis zum Saisonstart noch einige "Baustellen" abzuarbeiten, doch seien Stadt und Verein dabei "auf einem guten Weg", wie der langjährige VfR-Vorsitzende Christian Nitsch im Gespräch mit FUSSBALL.DE verrät.
Kontinuierliche Steigerung von Saison zu Saison
Zwar spielte der Verein, der mit der Gründung seines Frauenteams im Jahr 1968 einst zu den Pionieren des Frauenfußballs am Niederrhein gehörte, noch bis 2018 in der Landesliga. Dennoch ist die künftige Zugehörigkeit zur zweithöchsten deutschen Spielklasse für den VfR Warbeyen eher kein "Wunder", sondern vielmehr die (fast logische) Folge einer kontinuierlichen positiven Entwicklung in den vergangenen Jahren.
Zwei Jahre nach dem Aufstieg in die Niederrheinliga gelang 2020 der Sprung in die Regionalliga West, wo das Team von Beginn an eine gute Rolle spielte und sich nach und nach verbesserte. Auf die Plätze sechs und fünf in den ersten beiden Spielzeiten folgten Rang drei und schließlich die Vizemeisterschaft am Ende der Saison 2023/2024 hinter dem aktuellen Zweitligisten VfL Bochum, ehe jetzt - passend zum 80-jährigen Bestehen des Klubs - der "große Wurf" gelang. Nach eindrucksvollen 20 Siegen in den ersten 22 Saisonspielen sind die Schwarz-Weißen schon vier Runden vor dem Saisonende bei 13 Punkten Vorsprung vor dem ersten Verfolger Fortuna Köln nicht mehr von Platz eins zu verdrängen.
Nach dem jüngsten 4:0 bei Bayer 04 Leverkusens U 23 war der größte Erfolg der Vereinsgeschichte perfekt. "Was wir geschafft haben, ist für unseren Kreis Kleve einmalig", sagte VfR-Trainer Sandro Scuderi gegenüber FUSSBALL.DE. "Es wird sicherlich einige Tage dauern, bis wir realisieren, was wir geschafft haben." Klar ist: Durch den Aufstieg ist auch die erneute Teilnahme am DFB-Pokal der Frauen bereits gesichert.
Für DFB-Zulassungsverfahren "sehr dankbar"
Für die Vereinsführung um den Vorsitzenden Christian Nitsch hatte das "Abenteuer" 2. Frauen-Bundesliga freilich schon vor einigen Monaten begonnen, als die ersten Weichen für den Zulassungsantrag beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) gestellt werden mussten. Rechtzeitig bis zum Ablauf der Frist am 17. März wurden sämtliche Unterlagen beim DFB eingereicht. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", sagt der 56 Jahre alte Geschäftsführer eines Pflege-Unternehmens nicht ohne Stolz.
Die Anforderungen des Verbandes empfanden Nitsch und seine Mitstreiter, die einmal auch persönlich am DFB-Campus in Frankfurt am Main zu Gast waren, dabei als "äußerst hilfreich", um gerade als Liganeuling den Herausforderungen gerecht werden zu können. "Wir sind dem DFB sehr dankbar für das Zulassungsverfahren, das uns optimal auf die Aufgaben und Anforderungen in der 2. Frauen-Bundesliga vorbereitet", so Nitsch.
Dazu nur einige Beispiele: Die Stadionfrage konnte auf diesem Wege mit der Stadt geklärt werden, die medizinische Versorgung vor Ort steht, eine Medienbeauftragte und ein Stadionbeauftragter wurden bereits benannt. Dazu gibt es Überlegungen, die Stadt Kleve in den Vereinsnamen zu integrieren, ohne die eigene Identität und die Heimat in Warbeyen aufzugeben. Dadurch könnten die überregionale Aufmerksamkeit und auch das Interesse von Partnern und Sponsoren erhöht werden.
Recht großer Umbruch im Kader deutet sich an
Sportlich werden die Ziele zunächst zurückhaltend formuliert. "Wir wollen als Aufsteiger eine gute Performance hinlegen und eine möglichst stabile Rolle in der Liga spielen", sagt Christian Nitsch: "Wir wissen natürlich, dass die Konkurrenz sehr stark und in Zukunft mit nachrückenden Lizenzvereinen sogar noch stärker sein wird. Dennoch gehen wir gut vorbereitet auf unsere Reise", ist der Funktionär überzeugt.
Daran soll auch ein recht großer Umbruch im Kader nichts ändern. Einige Leistungsträgerinnen wie die Zwillinge Jule und Pauline Dallmann, die beiden jüngeren Schwestern von Nationalspielerin Linda Dallmann (FC Bayern München), oder auch Torjägerin Jolina Opladen werden den Verein verlassen. Auch mit einigen weiteren Spielerinnen wird nicht mehr geplant, bei anderen ist die Zukunft noch offen. Einige personelle Entscheidungen wurden von Dissonanzen begleitet, sollen die Vorfreude auf die neuen Aufgaben aber nicht schmälern.
Auf jeden Fall waren das Trainerteam und die Sportliche Leitung auf dem Transfermarkt schon sehr umtriebig, um sich nach möglichen Verstärkungen umzusehen. Bereits in der kommenden Woche sollen die ersten Neuverpflichtungen vorgestellt werden.
Ausbildungs- und Leistungszentrum als Ziel
In den kommenden Jahren will der Verein aber auch noch stärker auf seine eigene Nachwuchsarbeit setzen, die sich schon jetzt neben den beiden Frauenmannschaften mit insgesamt sieben erfolgreichen Juniorinnen-Teams sehen lassen kann. "Unser Verein hat in den vergangenen Jahren eine unfassbare Entwicklung genommen", betont Vorsitzender Christian Nitsch. "Auch die hervorragenden Leistungen im Nachwuchsbereich sorgen für Furore. Hier ist der VfR Warbeyen nicht mehr wegzudenken und knüpft an die Schaffung professioneller Ideen und Strukturen an. Es wächst bereits die nächste Generation an leidenschaftlichen Fußballerinnen heran."
Damit das auch in Zukunft so bleibt, strebt der VfR Warbeyen an, in den kommenden Jahren als lizenziertes Ausbildungs- und Leistungszentrum anerkannt zu werden. "Wir wollen, dass Träume erreichbar werden", sagt Nitsch, kurz nachdem sich gerade erst ein großer Traum für den kleinen Klub erfüllt hat.