SG Castrop-Rauxel: Kein Männerteam in Deutschland ist torhungriger
Die SG Castrop-Rauxel führt in der Kreisliga C Herne mit 54 Punkten und 157:18 Toren souverän die Tabelle an. Die Sportgemeinschaft, trainiert von Ayhan Celik, stellt nach aktuellem Stand bundesweit den torhungrigsten Angriff. Kein Männerteam in Deutschland hat in dieser Saison so viele Treffer erzielt. Im Schnitt erzielen die Kicker aus dem Kreis Herne 8,26 Treffer pro Partie.
Dabei war der Tabellenführer etwas holprig in die Saison gestartet. Gleich am 1. Spieltag kassierte die SG ihre bislang einzige Niederlage beim SV Sodingen II (2:3). In den weiteren 18 Partien ließ der Ligaprimus jedoch nichts mehr liegen, holte die maximale Punktzahl. "Am ersten Spieltag wussten wir selbst nicht so richtig, wo wir stehen", erinnert sich Angreifer Dennis Kock, der mit 49 Treffern die interne Torschützenliste anführt und maßgeblichen Anteil am Gesamterfolg hat, im FUSSBALL.DE-Gespräch. "Der SV Sodingen II war gegen uns mit vier Spielern aus dem Westfalenliga-Kader angetreten. Es war ein extrem enges Match, das wir erst tief in der Nachspielzeit durch einen Foulelfmeter verloren hatten."
Aufstieg greifbar nah
Zehn Spieltage vor dem Saisonende ist der Aufstieg für die SG Castrop-Rauxel nach einer fulminanten Siegesserie schon in greifbare Nähe gerückt. Da in der Kreisliga C2 die beiden Erstplatzierten den Gang in die Kreisliga B antreten werden und der Tabellendritte bereits 16 Punkte Rückstand auf den Ligaprimus hat, ist die Zielstellung für Torjäger Kock klar. "Ich gehe davon aus, dass wir in der nächsten Saison in der Kreisliga B spielen", sagt der 41-Jährige, der in den letzten Jahren sämtliche Hochs und Tiefs bei der SG Castrop-Rauxel hautnah miterlebt hat.
Noch vor zwei Jahren spielte die erste Mannschaft in der Bezirksliga, Kock lief damals für die Reserve auf. Nach Unstimmigkeiten zwischen Spielern und Vorstand meldete der Verein die erste Mannschaft vom Spielbetrieb ab, organisierte einen Neustart in der Kreisliga A. Aber auch eine Klasse tiefer nahmen die Unruhen im Verein nicht ab. Viele Spieler erschienen nicht zum Training und am Wochenende trat die Mannschaft nicht an. Die Folge: Der Zwangsabstieg in die Kreisliga C war unausweichlich.
"Ich bin seit dem ersten Zwangsabstieg Teil der ersten Mannschaft, wollte eigentlich schon vor fünf Jahren aufhören", sagt der Torjäger, der als Werkstattleiter im Bereich Instandhaltung seinen Lebensunterhalt verdient. "Jetzt will ich Meister werden und den Verein wieder nach oben führen", so der routinierte "Knipser", der aktuell erneut über sein Karriereende nachdenkt. "Es macht mir zwar noch unglaublich viel Spaß, dem Ball hinterherzujagen. Aber voraussichtlich werde ich meine Schuhe nach dieser Saison an den Nagel hängen."
Toptorjäger im direkten Duell
Dass mit Dennis Kock und Angreifer Talha Aydin vom Tabellenzweiten DSC Wanne-Eickel III gleich zwei der besten Torjäger Deutschlands in einer Liga spielen und bei der Wertung für die Torjägerkanone für alle in der 11. Liga zu den Topstürmern im Lande zählen, ist kurios. Am Sonntag, 13. April, werden die beiden Goalgetter im direkten Duell erneut aufeinandertreffen. Die SG Castrop-Rauxel hatte das Hinspiel 5:4 gewonnen. Aber Aydin, der mit insgesamt 68 Toren die bundesweite Statistik anführt, erzielte damals alle vier DSC-Tore.
"Das war eines der wenigen Spiele, in dem uns ein Gegner auf Augenhöhe begegnet ist", erinnert sich Kock, der im bundesweiten Ranking Platz drei belegt. "Es war ein hitziges und enges Spiel. Das Gleiche erwarte ich auch im Rückspiel. Bei einem erneuten Sieg könnten wir vorzeitig die Meisterschaft klarmachen."
Im direkten Duell um die Torjägerkanone für alle wird Dennis Kock gegen Talha Aydin voraussichtlich den Kürzeren ziehen. "Der Junge ist 24 Jahre und ich gönne ihm den Erfolg", sagt der 41 Jahre alte "Oldie" über seinen Konkurrenten. "Ich kicke erstmals in der Kreisliga C und hätte nie gedacht, dass es für mich so gut läuft. Es ist jetzt schon die erfolgreichste und beste Saison meines Lebens."
Um das Vereinsleben wieder auf Vordermann zu bringen, sind die Fußballer der ersten Mannschaft bei der SG Castrop-Rauxel gerade dabei, auch eine eigene Dart-Abteilung aufzubauen. "Wir haben einige Dart-Scheiben im Klubheim aufgehängt, hatten zuletzt ein vereinsinternes Turnier veranstaltet", sagt Kock, der beim Fußball für jeden erzielten Hattrick eine Kiste Bier in die Kabine stellt. "Der Spaß und die Kameradschaft stehen bei uns ohnehin im Vordergrund."
Beim jüngsten 13:0 gegen die SG Arminia Stephanus Holsterhausen waren dem Castroper Torjäger sogar sechs "Buden" gelungen. "Es kommt tatsächlich vor, dass man auf dem Platz mit dem Zählen nicht mitkommt. Auch die Schiedsrichter haben auf ihren Karten wenig Platz und fragen manchmal nach, um jeden Torschützen nachzuhalten", so Dennis Kock mit einem breiten Grinsen.
Für die Spiele, die aufgrund eines deutlichen Ergebnisses bereits zur Halbzeit entschieden sind, hat sich das Castroper Trainerteam übrigens einen weiteren Motivationstrick einfallen lassen. Für jedes Spiel ohne Gegentor zahlen die Trainer jeweils fünf Euro in die Mannschaftskasse. "Da ist schon einiges zusammengekommen. Der Verein hatte jahrelang nichts zu feiern. Dieses Geld ist für die mögliche Meisterfeier, die im Vereinsheim stattfinden soll, gut angelegt", blickt Torjäger Kock optimistisch nach vorne.