Halil Büyüktopuk:

Halil Büyüktopuk ist Trainer des Bezirksligisten SV Ihme-Roloven im Niedersächsischen Fußballverband in der Nähe von Hannover. Sein ganzes Leben ist der 48-Jährige bereits im Amateurfußball unterwegs – erst als Spieler, jetzt als Coach. Über seine Erlebnisse in den vergangenen Jahrzehnten könnte er ein Buch schreiben. Was wäre ein passender Titel? Vielleicht: "Mit Herz und Ball - die Leidenschaft, die nie vergeht". Oder ist das zu kitschig?

Am Dienstagabend, am Ende eines wunderbaren Frühlingstages, hat sich Halil Büyüktopuk einen Ball geschnappt und an den Torpfosten gelehnt. Dann ist das Bild für diesen Artikel entstanden. Man sieht darauf einen 48 Jahre alten Mann, im Trainingsanzug seines Vereins SV Ihme-Roloven, der gleich das machen wird, was er liebt: als Coach auf dem Platz stehen und seine Mannschaft auf die anstehende Partie am kommenden Wochenende in der Bezirksliga, Staffel 3, in Hannover vorzubereiten.

"Große Gemeinschaft, die den Fußball liebt"

Büyüktopuk kennt im Amateurfußball im Großraum Hannover fast jeden – und umgekehrt ist das auch der Fall. So lange ist er schon dabei. "Das macht doch meiner Meinung nach den Amateurfußball aus", sagt Büyüktopuk. "Wir sind eine große Gemeinschaft, die den Fußball liebt. Ich weiß gar nicht, wie viele gute Freundschaften bei mir durch den Fußball entstanden sind."

Büyüktopuk hat im Amateurfußball alles erlebt – kleine Siege, große Niederlagen, Aufstiege und Abstiege, das volle Programm. "Es gab auch eine Zeit, in der ich keine Lust mehr darauf hatte und mich zurückgezogen haben", sagt Büyüktopuk. "Aber ich habe sehr schnell gemerkt, dass das nicht funktioniert. Ein Leben ohne den Amateurfußball ist für mich nicht vorstellbar. Ich muss einfach drei- oder viermal in der Woche mit den Jungs auf dem Platz stehen. Das hält mich körperlich und geistig frisch."

Wenn es nötig ist, kann aus dem netten Halil Büyüktopuk auch der konsequente Halil Büyüktopuk werden. Zur Winterpause sah es so aus, als könne seine Mannschaft sogar um den Aufstieg in die Landesliga mitspielen. Aber dann kam es zu einem Problem mit dem Stammtorhüter, was dazu führte, dass der Schlussmann und der Verein sich trennten.

Büyüktopuk sagt: "Sportlich ist das sicher eine Schwächung und hat uns wahrscheinlich die Möglichkeit auf den Aufstieg gekostet. Wir mussten zeitweise mit einem Feldspieler im Tor antreten. Aber hier musste ich so entscheiden. Bei mir steht immer der Gemeinschaftsgedanke an erster Stelle. Wir machen das doch alle, weil es uns Spaß macht. Und wenn jemand gerne einen andere Weg gehen möchte, muss man das akzeptieren. Manchmal ist der Fußball auch eine Schule fürs Leben."

Büyüktopuk war selbst auch ein ordentlicher Fußballer. In den Profibereich hat er es nie geschafft. Bei Arminia Hannover hat er mal in der Regionalliga gespielt, zu jener Zeit die dritthöchste Spielklasse in Deutschland. "Ich kann mich noch sehr gut an das Derby gegen Hannover 96 erinnern", sagt er. "Ich bin spät eingewechselt worden, und wir haben 4:3 gewonnen. Damit hatte niemand gerechnet. Wir waren Amateurfußballer. Danach haben wir die Nacht zum Tage gemacht. Niemand hat geschlafen. Für uns war das ein absolutes Highlight." Für Hannover 96 war es am Ende nicht tragisch, die Mannschaft schaffte dennoch den Aufstieg in die 2. Bundesliga.

Der Mann für alles

Auch heute noch kickt Büyüktopuk regelmäßig mit. Entweder im Training mit seinen Jungs vom SV Ihme-Roloven oder bei der Ü 40-Mannschaft der Kickers Vahrenheide. "Ich fühle mich gut und bin fit", sagt Büyüktopuk und muss lachen. "Wenn sich die Möglichkeit ergibt, spiele ich gerne mit. Ich bin nicht der Jüngste und auch nicht mehr der Schnellste, aber mit dem Ball kann ich immer noch ganz gut umgehen."

Man kann sagen, dass Büyüktopuk beim SV Ihme-Roloven der Mann für alles ist - gemeinsam mit seinem Assistenten Mario Geric: "Wir sind nicht nur Trainer, sondern auch Psychologen und Platzwarte. Wir pumpen vor dem Training die Bälle auf und besorgen neue Leibchen, wenn es sein muss. Früher hatte fast jeder Verein einen Kultbetreuer, der all diese Aufgaben gerne übernommen hat. Heutzutage findet man solche Ehrenamtler leider immer seltener. Deshalb machen wir das bei uns selbst."

Trotzdem – oder gerade deswegen – liebt Büyüktopuk den Amateurfußball. Früher schon und heute noch immer. Weil man viel erreichen kann. Weil Freundschaften entstehen. Weil er fit hält. Und weil er einfach Spaß macht. Es ist eine Leidenschaft, die nie vergeht.

Autor*in
Autor/-in: Martin Schwartz