Schirifamilie: Dreimal Althaus an der Pfeife

Jetzt sind sie zu dritt. Über 40 Jahre, nachdem Benedikt Althaus seine Schiedsrichter-Karriere begann, hat auch sein 14-jähriger Sohn Daniel die Pfeife in den Mund genommen und sein erstes Spiel geleitet. Dazwischen gibt es noch die 16 Jahre alte Silke, die inzwischen schon zum Frauenförderteam des Fußball- und Leichtathletik Verbandes Westfalen (FLVW) gehört.

"Natürlich freue ich mich darüber und bin stolz darauf, dass auch meine Kinder diesen Weg eingeschlagen haben", gibt Papa Benedikt Althaus zu. Er selber allerdings ist nicht mehr als Unparteiischer auf den Plätzen im Einsatz, sondern gibt seit 2009 seine Erfahrung als Schiedsrichter-Beobachter und -Pate auf Kreisebene weiter. "Ich möchte gerne junge Menschen für das Pfeifen begeistern, sie darin unterstützen und in ihrer Persönlichkeitsentwicklung voranbringen", sagt der 57-Jährige.

Klopp, Reus und Goeßling

Aufgrund von Kniebeschwerden musste er bereits mit 15 seine aktive Zeit als Spieler für den SV Grün-Weiß Westkirchen im Kreis Warendorf bei Münster aufgeben, blieb dem Fußball aber bis heute treu, nur eben in anderer Funktion. Benedikt Althaus absolvierte zunächst einen Jugendleiterkurs und dann den Schiedsrichter-Lehrgang. "Mein erstes Spiel war bei den Alten Herren, Warendorfer Sport Union gegen Hammer SpVg", erinnert er sich. "Da waren natürlich gestandene Fußballer dabei, ich konnte viel lernen."

Er machte mit seiner authentischen und konsequenten Art seinen Weg bis in die Herren-Verbandsliga, pfiff in der A- und B-Jugend Regionalliga, damals die höchste Spielklasse im Nachwuchsbereich, sowie in der Damen-Regionalliga. An der Seitenlinie war er bis zur Herren-Regionalliga, damals die dritthöchste Spielklasse, im Einsatz, und hatte es in der Zeit mit etlichen Fußballgrößen zu tun: Jürgen Klopp, Marco Reus, Jörg Böhme, Michael Zorc, Frank Mill, Erwin Kostedde, Lena Goeßling, Kerstin Stegemann und Thomas von Heesen, um nur einige zu nennen.

Freundschaftsspiele mit Bundesligamannschaften wie Schalke 04, Eintracht Frankfurt, Arminia Bielefeld und Wattenscheid 09, einige als Assistent für damalige Bundesliga-Schiedsrichter wie Hellmut Krug aus Gelsenkirchen und Rainer Werthmann aus Iserlohn waren ebenso dabei wie die Leitung von Partien der Bundeswehrnationalmannschaft und im benachbarten Ausland wie den Niederlanden.

"Um bei den Special Olympics zu pfeifen, habe ich mehrfach freiwillig Urlaub genommen"

Sehr positive Erinnerungen hat er auch an die Special Olympics, den Spielen für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung. "Um dort zu pfeifen, habe ich mehrfach freiwillig Urlaub genommen", berichtet Benedikt Althaus. "Mit welcher Freude die Spielerinnen und Spieler da mitgemacht haben, das war schon etwas Besonderes."

Bei einer solchen Laufbahn ist es kein Wunder, dass die Begeisterung fürs Schiedsrichterwesen auch auf die Kinder abfärbt. "Ich kenne es seit frühester Kindheit gar nicht anders, als dass wir auf dem Fußballplatz sind", nickt Silke Althaus.

Die Schülerin der elften Klasse des Joseph-Haydn-Gymnasiums in Senden kickt selbst seit sie sieben Jahre jung ist und ist inzwischen in der U17 des VfL Senden am Ball. Inzwischen sind zwei weitere Bereiche hinzugekommen, in denen sie ihre Leidenschaft für den Fußball auslebt: als Trainerin der U-9-2-Juniorinnen des Klubs aus der Nähe von Münster und eben als Schiedsrichterin. "Als ich 13 war, habe ich zum ersten Mal gesagt, dass ich das auch machen möchte", erinnert sich die C-Lizenzinhaberin.

Feuertaufe in der Männer-Kreisliga

Unter der Leitung von Dirk Schmale und Stefan Tendyk legt sie im September 2022 erfolgreich ihre Schiedsrichterinnen-Prüfung ab – und befindet sich seitdem auf dem aufsteigenden Ast. Nach ihrer ersten Spielleitung im März 2023 ist sie als Schiedsrichterin bei den Frauen inzwischen in der Landesliga und bei den Junioren in der Bezirksliga angekommen. Ende letzten Jahres bestand die Teenagerin auch ihre Feuertaufe in der Herren-Kreisliga. "Da bin ich ins kalte Wasser geschmissen worden, denn nach einem Frauen-Spiel bei Saxonia Münster kam der fürs Herren-Match angesetzte Schiedsrichter nicht. Also hat man mich gefragt, ob ich einspringen würde, das habe ich getan", berichtet Silke Althaus, die Bibiana Steinhaus und Deniz Aytekin als ihre Vorbilder nennt.

Und, wie hat sich die Tochter geschlagen? Der Papa ist sehr zufrieden. "Silke macht ihre Sache sehr gut", hebt Benedikt Althaus beide Daumen. Da Silke Althaus noch keinen Führerschein hat, fährt ihr Vater sie oft zu den Spielen. "Ich freue mich, wenn er dabei ist und zuschaut. Er gibt mir wertvolle Tipps", betont sie. "Aber ich bin zwischendurch auch mal gerne ohne ihn unterwegs und fahre mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Rad zum Platz."

Zweimal im Monat stehen für Silke Althaus besondere Termine auf dem Programm: zum einen die Schulung mit dem FLVW-Frauenförderkader und zum anderen das Training mit dem Kreis-Perspektivteam unter Anleitung des Athletiktrainers Tim Geidies vom Zweitligisten SC Preußen Münster. Zu den regelmäßig Teilnehmenden dort gehört auch Bundesliga-Schiedsrichter Florian Exner, der in der westfälischen Universitätsstadt lebt und für Blau-Weiß Beelen gemeldet ist. "Flo ist ein cooler Typ", sagt Silke Althaus und betont: "Für mich ist es natürlich eine tolle Bestätigung, dass ich sowohl in das Kreis-Perspektivteam als auch ins Frauen-Förderteam des FLVW berufen worden bin."

Schritt für Schritt will sie auf der Schiedsrichter-Karriereleiter weiter nach oben klettern. Dass ihr langfristiges Ziel die Bundesliga ist, wird man von Silke Althaus (noch) nicht hören. Und da ist ja inzwischen noch jemand in der Schiedsrichter-Familie Althaus, der die Tradition fortsetzt. Silkes jüngerer Bruder Daniel Althaus hat gerade seine ersten beiden Spiele geleitet, die "große" Schwester war beim Debüt, ein Freundschaftsspiel zwischen der D2 des SC Münster 08 und der D1 des SC Gremmendorf, natürlich vor Ort. "Er hat das Spiel überzeugend geleitet", findet sie.

So kann es weitergehen in der Schiedsrichter-Familie Althaus.

Autor*in
Autor/-in: Heiko Buschmann