Niederwenigerns Barke: Kimmich an der Torwand geschlagen
Das Spiel in der Bezirksliga Niederrhein Gruppe zwischen den SF Niederwenigern II und dem SV Rot-Weiss Wülfrath ist eine klare Angelegenheit. Mit 5:0 nehmen die Gäste am Sonntag die Punkte vom Glück Auf Sportplatz an der Burgaltendorfer Straße in Hattingen mit. Auch Justin Barke, der beste Torschütze bei den Sportfreunden kann daran nichts ändern, dabei hat der Stürmer, der per Zweitspielrecht gelegentlich auch noch für seinen Heimatverein VSV Hedendorf/Neukloster aufläuft, nur wenige Stunden zuvor einen der bekanntesten Fußballprofis Deutschland geschlagen.
2:0 heißt es am Samstagabend im Duell an der ZDF-Torwand im „Aktuellen Studio“ für den Amateurkicker Justin Barke – sein Gegner im Studio am Mainzer Lerchenberg: DFB-Kapitän und Joshua Kimmich. Wie es war, vor laufender Kamera und einem Millionenpublikum an den TV-Geräten gegen den FC-Bayern-Star anzutreten, verrät der 26 Jahre alte selbstständige Finanzberater im FUSSBALL.DE-Interview.
FUSSBALL.DE: Joshua Kimmich ist als äußerst ehrgeizig bekannt. Wie hat er die Niederlage gegen Sie verdaut, Justin?
Justin Barke: Er hat gesagt, dass er sich jetzt von seinem Vater etwas anhören müsse (lacht). Joshua Kimmich war nämlich in Begleitung seines Vaters im Sportstudio, und der hat vorher schon gesagt: "Der kann nichts an der Torwand." Wenn man so will, hat sein Vater recht gehabt, denn Joshua hat nicht getroffen.
Und Sie zweimal, einmal unten und einmal oben!
Barke: Ja, darüber habe ich mich sehr gefreut, und damit gerechnet hatte ich nicht unbedingt. Es ist nicht einfach, die Löcher an der Torwand zu treffen, weil der Boden im Studio recht hart ist. Ich konnte zwar vor Beginn der Sendung in einem Nebenraum an einer Torwand üben, aber das ist ja ganz was anderes, als wenn du dann vor laufender Kamera schießen muss.
Wie kam es überhaupt zu ihrem Gastspiel beim ZDF?
Barke: Das war beim Spiel gegen den SuS Haarzopf am 9. Februar. Es war unser erstes Pflichtspiel im Jahr 2025, und es lief gut. Wir haben 5:2 gewonnen, mir ist bereits nach drei Minuten die Führung gelungen und dann kurz vor der Pause das Tor zum 4:1, mit dem ich mich für die Torwand beworben habe.
Erzählen Sie bitte!
Barke: Der Ball kam lang von außen und wurde dann per Kopf in die Mitte gelegt. Ich stehe im 16er, bin umringt von zwei Gegenspielern, nehme den Ball erst mit der Pocke mit und hebe ihn dann mit der Hacke über den gegnerischen Keeper ins Tor. Ich konnte es erst selber gar nicht glauben, was ich da gemacht habe, so ein Tor wird mir bestimmt nie wieder gelingen. Dementsprechend verhalten war auch zunächst mein Jubel. Aber dann ging das Video von dem Treffer auf verschiedenen Social-Media-Kanälen recht schnell viral, und die Jungs haben gesagt, dass ich das Video auf der Seite des ZDF hochladen soll.
Und dann?
Barke: Dann kam erst mal nichts, und ich dachte schon, dabei bleibt es auch. Aber eine Woche vor der Sendung jetzt kam ein Anruf mit einer Mainzer Nummer…
Die Einladung ins legendäre Sportstudio!
Barke: Genau, aber fast hätte ich sogar noch absagen müssen.
Was ist passiert?
Barke: Ich habe mir eine Grippe eingefangen und befürchtet, das wäre es mit dem Sportstudio gewesen. Bis Donnerstag lag ich flach, dann ging es mir langsam besser, doch plötzlich fing meine Freundin an zu kränkeln. Zum Glück sind wir beide noch rechtzeitig gesund geworden, sodass wir am Samstag nach Mainz fahren konnten.
Wie war es, Joshua Kimmich dort zu treffen?
Barke: Super! Er hat ja ein gewisses Image und wirkt auf dem Platz oft verbissen, aber privat ist er ganz anders. Er war sehr nett, total aufgeschlossen, hat sich auf Augenhöhe mit mir unterhalten. Er hat gefragt, woher ich komme, wo ich spiele und so weiter. Als ich ihm gesagt habe, dass ich Mittelstürmer bin, meinte er: "Komm zu uns, wir brauchen noch einen Back-up für Harry Kane." (lacht).
Waren Sie nicht supernervös, mit so einem Star in einer prominenten Fernsehsendung aufzutreten?
Barke: Als es aufs Torwandschießen zuging, schon. Aber alle waren sehr freundlich, auch die Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein, die meinte: "Solch ein Tor würde auch dem Kapitän der deutschen Nationalmannschaft gut gefallen." Insgesamt war es ein einmaliges Erlebnis für mich, das ich sicher nicht mehr vergessen werde.
Am Tag danach war aber wieder Alltag in der Bezirksliga angesagt. Wie haben die Teamkollegen Sie genannt? Jo?
Barke: Genau, oder Joshua. Es war ja klar, dass danach etwas kommen würde. Ich sollte eigentlich gar nicht spielen, da ich ja unter der Woche wegen meiner Grippe nicht trainieren konnte, aber dann hat mich unser Trainer angerufen und gefragt, ob ich die Tasche mitbringen könne. Ich habe nur zehn Minuten gespielt, aber gegen Rot-Weiss Wülfrath war an dem Tag eh nichts zu machen.
Und schauen Sie die Nations-League-Duelle gegen Italien jetzt mit anderen Augen, nachdem Sie den DFB-Kapitän im Sportstudio kennengelernt hast?
Barke: Ja, ich werde auf jeden Fall mehr auf Joshua Kimmich achten. Er ist ohnehin ein Spieler, der mir mit seiner Art auf dem Platz imponiert. Immer Vollgas geben, nie aufstecken, die anderen antreiben: Das gefällt mir gut!