Joe Hellmann: Mainzer eSports-Profi kickt in der Bezirksliga

Die Virtual Bundesliga geht in die heiße Phase. Mit dem 17. Spieltag endet in den Staffeln Nord-West und Süd-Ost die reguläre Saison, danach beginnt der Kampf um die Meisterschaft. Für den FSV Mainz 05 ist Joe Hellmann an der Konsole dabei. "JH7" ist aber nicht nur am Bildschirm am Ball, sondern auch auf dem Platz im Bezirksligateam des TuS Ennepetal II. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der 21 Jahre alte Sportmanagement-Student über digitalen Fußball in der Bundesliga und Bolzen auf den Amateurplätzen der Region.

FUSSBALL.DE: Joe Hellmann, wie läuft es für Mainz 05 in der Virtual Bundesliga?

Joe Hellmann: Gut! Wir sind in der Staffel Süd-Ost oben dabei und werden uns für die Finals qualifizieren. Das war auch mein Ziel mit dem Wechsel nach Mainz, um mich weiter kontinuierlich zu verbessen und möglichst zu den besten deutschen FIFA-Zockern zu gehören.

Was macht für Sie die Faszination eSports, insbesondere das Spiel FIFA auf der Playstation, aus?

Hellmann: Es ist so, wie bei sicher den meisten eSportsspielern auf dem Niveau. Irgendwann fängt man an, spielt zunächst gegen seine Freunde – und wenn man dann immer besser wird, kann es sogar zu einem richtigen Beruf werden. Ich habe vor etwa sechs Jahren angefangen, regelmäßig FIFA zu spielen, obwohl ich auch vorher schon ab und zu an der Konsole war. Dann wurde es aber intensiver, und als ich dann immer besser wurde, dachte ich: Vielleicht geht da mehr!

"Für mich war eSports zunächst ein Hobby - ich habe nicht daran gedacht, dass ich das mal beruflich machen kann"

Haben Sie da schon gedacht, dass Sie damit einmal Ihr Geld verdienen würden?

Hellmann: Das kann man schwer vorhersagen, gerade im eSportsbereich ist die Entwicklung sehr dynamisch, das Thema wird immer größer. Für mich war das zunächst ein Hobby, und ich habe nicht daran gedacht, dass ich das mal beruflich machen kann. Als ich 16 war, bin ich über Kontakte ins eSportsteam von Ex-Nationaltorwart Bernd Leno gekommen. Das war eine tolle Erfahrung für mich. Danach habe ich für Schalke 04, das Team IQONIC und Fortuna Düsseldorf gezockt, ehe ich im vergangenen Jahr das Angebot von Mainz 05 erhalten habe.

Und Sie spielen nach wie vor beim TuS Ennepetal II?

Hellmann: Ja, in Mainz muss ich nur bei den Spielen in der Virtual Bundesliga vor Ort sein. Trainieren kann ich zu Hause. Das tue ich jeden Tag, meistens um die vier Stunden. Wenn eine neue Version von FIFA rauskommt, dann auch mehr.

Fordern Ihre Mitspieler Sie in Ennepetal auch mal an der Konsole heraus?

Hellmann: Nein, das bringt leider nichts, dafür sind wir vom Spielniveau her zu weit auseinander. Das macht dann keinen Spaß, wenn einer hobbymäßig FIFA zockt und der andere ein Profi in dem Spiel ist und täglich trainiert. Daher spiele ich in meiner Freizeit nicht mit den Kumpels aus dem Verein.

Spielen denn viele eSportsprofis wie Sie auch noch Fußball auf dem Platz?

Hellmann: Ja, viele kommen aus dem regulären Fußball. Eine Ausnahme ist aber Oliver Provstgaard. Er ist in beiden Sportarten auf Topniveau, hat 2021 sensationell die eChampions-League gewonnen und ist im "normalen" Fußball dänischer U 21-Nationalspieler. Gerade ist er von Vejle BK zu Lazio Rom gewechselt. Das ist schon sehr beeindruckend. Die meisten anderen eSportler, die auch sonst Fußball spielen, sind aber wie ich im Amateurbereich unterwegs.

Sie sind inzwischen unter den Top 15 in Deutschland. Was sind Ihre Ziele als eSportsprofi?

Hellmann: Wie wahrscheinlich jeder andere Sportler auch will ich mich immer weiter verbessern. Der nächste Schritt wäre, als Einzelspieler bei einer WM dabei zu sein, nachdem ich 2022 schon die Playoffs zur Global Series, also der Qualifikation für die Weltmeisterschaft, erreicht habe. Bei der Klub-WM, dem FIFAe Club World Cup, war ich schon. Das war zu meiner Schalker Zeit, als ich es mit meinem Teamkollegen Julius Kühle bis ins Halbfinale geschafft habe. Das war ein schöner Erfolg. Nun geht es erst mal mit Mainz 05 in der Virtual Bundesliga weiter und in einer Woche im DFB-ePokal mit dem Achtelfinale gegen Bayern München. Darauf freue ich mich schon.

Autor*in
Autor/-in: Heiko Buschmann