Fußballfamilie: Trainer, Spieler und Schiedsrichter

Bayram ist ein recht häufiger Nachname im Türkischen, auch auf den Fußballplätzen hört man den Namen nicht selten – und in Oberhausen sowieso. Vater Ali (58) und die drei Söhne Mirac (32), Enes (30) und Talha (26) sind aber nicht nur als Spieler, sondern auch als Trainer und Schiedsrichter aktiv.

Der Reihe nach: Ali Bayram kam 1980 aus der Türkei nach Deutschland, nachdem sein Vater Ilyas im Zuge des damals sogenannten Gastarbeiterabkommens in den 1960er Jahren mit der Türkei nach Oberhausen gezogen war und später seine Familie in den Ruhrpott holte. Mit Fußball hatte Ilyas Bayram nichts am Hut, und auch sein Sohn Ali machte zunächst Kampfsport, ehe er das runde Leder für sich entdeckte. "Und dann habe ich meine Fußball-Leidenschaft an die Jungs weitergegeben", freut sich Ali Bayram.

"Ich wünsche mir, dass es auf und neben dem Platz fairer zugeht und die Schiedsrichter mit mehr Respekt behandelt werden."

Nur jetzt, in der spielfreien Zeit, gibt es mal Wochenenden, an denen die Bayrams nicht auf dem Sportplatz sind. Ansonsten "spielt der Fußball in unserem Leben schon eine sehr wichtige Rolle", nickt das Familien-Oberhaupt, das sich auch in der Kommunalpolitik unter anderem im Ausländerbeirat engagiert hat.

Schirilehrgang mit dem Sohn

Ali Bayram kickt in verschiedenen Vereinen in Oberhausen, zunächst für die Türkische Gemeinde Oberhausen, aus der bald der Verein Safakspor Oberhausen hervorgeht. Über den VfR 08 Oberhausen geht es für den Abwehrspieler zu Schwarz-Weiß 09/36 Alstaden, wo der Diplom-Ingenieur immer noch ehrenamtlich tätig ist: als Jugendtrainer und seit knapp einem Jahr auch als Spielleiter. "Ich wusste, dass es zu wenig Schiedsrichter gibt und habe mich daher gerne für einen Lehrgang angemeldet. Mein Sohn Enes, der bereits sechs Monate vor mir den Lehrgang erfolgreich absolviert hat, war dabei eine große Motivation für mich", berichtet Ali Bayram stolz.

Enes, Verteidiger wie sein Vater und inzwischen für den Bezirksligisten Genc Osman Duisburg am Ball, musste die Pfeife allerdings aus zeitlichen Gründen schon wieder ablegen. Der 30-Jährige ist zum zweiten Mal Vater geworden und außerdem beruflich stark eingespannt. "Schade, dass er nicht mehr pfeift", sagt Ali Bayram. "Ich wünsche mir, dass es auf und neben dem Platz fairer zugeht und die Schiedsrichter mit mehr Respekt behandelt werden, aber insgesamt haben bei mir bisher die positiven Erfahrungen überwogen. Wenn zum Beispiel die Trainer zu viel reinrufen, dann sage ich Ihnen immer, dass sie sich beruhigen sollen, denn sie haben eine Vorbildfunktion. Ich weiß dass, ich bin doch selber Trainer."

Sozial engagiert - nicht nur im Fußball

Er selbst versucht, die Werte, die ihm damals sein inzwischen verstorbener Vater vorgelebt hat, an die nächsten Generationen weiterzugeben. Damit sind nicht nur seine erwachsenen Kinder gemeint, von denen er Torhüter Talha in der Alstadener B- und A-Jugend selbst trainiert hat, sondern auch die Kids der jetzigen C-2-Jugend der Schwarz-Weißen. Auch zwei der Pflegekinder aus problematischen Familienverhältnissen, die er bei sich aufgenommen hat und denen er ein besseres Zuhause ermöglichen möchte, kicken in dem sozial engagierten Verein.

In der vergangenen Saison haben Spielmacher Mirac, Abräumer Enes und Schnapper Talha noch zusammen auf dem Platz gestanden, in der ersten Mannschaft von Arminia Klosterhardt. "Da war es klar, wo wir den Sonntag verbracht haben", lacht Ali Bayram. So oft es geht ist auch Tochter Gizem (21) dabei, die an der Uni Duisburg-Essen Englisch und Deutsch auf Lehramt studiert und ihren Brüdern gerne beim Fußball zusieht, auch wenn keiner von ihnen die 21-Jährige bisher selbst zum Kicken bewegen konnte. Von einer Profikarriere haben die drei Bayram-Brüder wohl alle geträumt, doch obwohl sie in der Jugend auch bei Rot-Weiß Oberhausen und Talha beim MSV Duisburg vorstellig wurden, klappte es nicht mit dem ganz großen Durchbruch.

Mirac und Talha sind inzwischen selbst Trainer, geben ihre Erfahrungen im Fußball an die A-Junioren der Klosterhardter weiter. Außerdem hat Mirac außerdem in Essen-Rüttenscheid ein Kampfsport-Studio eröffnet, angeboten werden unter anderem Mixed Martial Arts (MMA), Kung-Fu und Kickboxen. Ali Bayram will außerdem mit seinen Jungs in Oberhausen ein spezielles Fußballförder-Training anbieten, voraussichtlich montags auf der Anlage des SW Alstaden sowie in einer Soccerhalle.

Die Bayrams haben alle längst den deutschen Pass, aber aufgrund ihrer migrantischen Wurzeln wissen sie genau, dass über den Sport Integration schnell gelingen kann. Sie leben Werte vor, an denen sich andere Menschen orientieren können – auf und neben dem Platz.

Autor*in
Autor/-in: Heiko Buschmann

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