Ex-Profi Sinkala in der Kreisliga:

Drei Aufstiege in die Bundesliga mit dem 1. FC Köln und dem FC Augsburg, 49 Einsätze in der höchsten deutschen Spielklasse: Diese Erfahrung hat sich der SC West Köln aus der Kreisliga A gesichert. Andrew Sinkala soll als neuer Trainer den Klub in der zweiten Saisonhälfte zum Klassenverbleib führen. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der 45-Jährige über seine Aufgabe und seine aktive Karriere.

FUSSBALL.DE: Wie kam der Kontakt zum SC West Köln zustande, Herr Sinkala?

Andrew Sinkala: Mit Alessandro Puzzo gehört ein Kollege von mir zum Trainerteam. Ich wusste aber zunächst nicht, dass der SC West Köln einen neuen Chefcoach sucht. Ich bekam einen Anruf von Präsident Kurt Nürnberg, ob ich nicht Zeit für ein Treffen hätte.

Der Verein rangiert in der Kreisliga A nur knapp über der Abstiegszone. Was hat Sie dennoch von der Aufgabe überzeugt?

Sinkala: Das Gespräch hatte mir sehr gefallen. Ich habe gespürt, dass der Verein unbedingt den Klassenverbleib schaffen und man hier etwas aufbauen will. Der SC West Köln ist als ehemaliger Landesligist ein großer Name in der Umgebung. Ich liebe den Fußball. Da spielt es für mich keine große Rolle, in welcher Spielklasse ich aktuell tätig bin.

Sie waren zuvor unter anderem beim FC Pesch und beim FC Hennef 05 auch schon Assistent und Chefcoach im Juniorenbereich. Was begeistert Sie am Trainerjob?

Sinkala: Ich habe nach meiner aktiven Zeit überlegt, wie ich dem Fußball erhalten bleiben kann. Daher hatte ich damit angefangen, meine Trainerscheine zu machen. Profifußballer gewesen zu sein, macht einen noch nicht zu einem guten Trainer. Aber mir macht es jedes Mal aufs Neue Spaß, etwas von dem zurückzugeben, was ich selbst gelernt habe. Und Erfolge waren auch schon da. So sind wir zum Beispiel mit der U 19 des FC Pesch in die A-Junioren-Mittelrheinliga aufgestiegen.

Sie haben die längste Zeit Ihrer Karriere beim 1. FC Köln verbracht und sind auch jetzt in Köln wohnhaft. Was schätzen Sie an der Stadt?

Sinkala: Die Menschen hier sind sehr freundlich und offen. Das hat es mir leicht gemacht, mich von Anfang an wohlzufühlen. Der 1. FC Köln ist außerdem ein einmaliger Verein, die Verbindung der Stadt zum Fußball ist sehr ausgeprägt. Im Fußball weiß man nie, wohin es überall gehen kann. Mir war aber schnell klar, dass ich wieder nach Köln zurückkehren will.

Ihre Laufbahn nahm mit der Teilnahme an der U 20-Weltmeisterschaft mit Sambia Fahrt auf. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Sinkala: Besser hätte es nicht laufen können. Im Mannschaftshotel bekam ich die Nachricht, dass mich jemand sprechen will. Es war Wolfgang Dremmler, damaliger Chefscout des FC Bayern München. Er meinte, dass ich gute Leistungen gezeigt habe, und fragte mich, ob ich mir einen Wechsel nach München vorstellen könnte. Und es gibt wohl kaum einen Spieler, der eine solche Möglichkeit ablehnen würde.

Wann war Ihnen klar: Der Wechsel wird konkret?

Sinkala: Ich habe mit meinem Vater über das Interesse des FC Bayern gesprochen. Er meinte: Wenn sie dich wirklich haben wollen, dann sollen sie auch zu Gesprächen nach Sambia kommen. Und so war es dann tatsächlich auch. Nach dem Aus in der Gruppenphase waren wir mit Sambia auf dem Rückflug. Mein Nationaltrainer sagte dann auf einmal zu mir, dass Wolfgang Dremmler im gleichen Flieger sitzt.

Wie groß war damals der Kulturschock, als Sie nach Deutschland kamen?

Sinkala: Die Winter in München können sehr kalt sein. (lacht) Ich war jung und musste mit vielen Sachen klarkommen. Die Leute haben mich aber mit offenen Armen aufgenommen. Der FC Bayern hat viele Sachen einfach für mich gemacht, so dass ich mich schnell wohlgefühlt habe. Heimweh kam bei mir nicht auf. Ich konnte mich voll auf den Fußball konzentrieren.

Sind Sie traurig darüber, dass es beim FC Bayern nicht zum Durchbruch gereicht hatte?

Sinkala: Im Hinterkopf hat man schon die Frage, was vielleicht zu mehr Einsatzzeiten gefehlt hat. Möglicherweise hätte ich auch noch etwas abwarten können. Uli Hoeneß hatte mich damals zu sich ins Büro bestellt und mir gesagt, dass mit dem 1. FC Köln ein Verein an mir Interesse hat. Der FC Bayern hätte sonst aber auch noch einmal mit mir verlängert. Gemeinsam mit meiner Familie hatte ich überlegt, was das Beste für mich ist. Bei der hohen Qualität im damaligen FCB-Kader hatte ich mich dann für den 1. FC Köln und die Perspektive auf mehr Spielzeit entschieden.

Über den 1. FC Köln ging es anschließend noch zum SC Paderborn 07 und zum FC Augsburg. Was waren Ihre schönsten Erlebnisse als Profifußballer?

Sinkala: Insgesamt kann ich sagen, dass ich stolz auf das bin, was ich geschafft habe. Die beiden Aufstiege mit dem 1. FC Köln in die Bundesliga waren etwas ganz Besonderes. Das lässt sich kaum mit etwas anderem vergleichen. Auch jetzt drücke ich dem Verein die Daumen. Der 1. FC Köln gehört für mich einfach in die Bundesliga. Auch auf den FC Augsburg habe ich weiterhin ein Auge. Mich freut es, dass sich der Klub seit unserem Aufstieg so kontinuierlich in der Liga halten konnte.

Werden Sie auch heute noch auf Ihre Karriere angesprochen?

Sinkala: Ich bin ab und zu bei Spielen des 1. FC Köln im Stadion. Hin und wieder kommt es dabei auch vor, dass ich angesprochen werde. Das freut mich nach wie vor. Ich bin schließlich auch älter geworden. (lacht)

Was ist Ihnen nun als Trainer wichtig?

Sinkala: In erster Linie muss man schauen, welche Spieler zur Verfügung stehen. Jungs, die zum Beispiel in einem Nachwuchsleistungszentrum waren, lassen sich nur schwer mit dem Amateurbereich vergleichen. Man muss ein Auge und auch die Geduld dafür haben, die Spieler abzuholen und ihnen zu erklären, warum wir gewisse Dinge auf eine bestimmte Art und Weise machen wollen. Wenn es gelingt, als Team zu funktionieren, kommt auch der Erfolg. Ich will die Spieler dazu bringen, alles zu geben und sich selbst zu fordern. Im Fußball ist es nie zu spät, um irgendwann noch einmal höherklassig zu spielen.

Autor*in
Autor/-in: Dominik Dittmar/MSPW

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