ESC Geestemünde III: Elf Spiele, elf Siege, elf Tore im Schnitt
Was für eine überragende Bilanz: Die dritte Mannschaft des ESC Geestemünde führt die Kreisliga A im Kreis Bremerhaven souverän an - mit elf Siegen nach elf Spielen und einem fast schon unglaublichen Torverhältnis von 123:7. Die Mannschaft erzielt also durchschnittlich elf Treffer pro Begegnung. Wie kann das denn sein?
Zahlen lügen nicht. Und die Tabelle schon gar nicht. Aber ist das wirklich möglich? Oder liegt hier ein Fehler vor? Dass eine Mannschaft die Tabelle der Kreisliga A mit elf Siegen nach elf Begegnungen anführt, ist logisch. Aber kann es wirklich sein, dass dieses Team mit einem sagenhaften Torverhältnis von 123:7 ganz oben steht. Im Fall der dritten Mannschaft des ESC Geestemünde aus dem Kreis Bremerhaven sind die Antworten klar: Ja, es ist möglich. Nein, es liegt kein Fehler vor.
"Wir sind zu gut für die Kreisliga"
Die Geschichte wird allerdings noch kurioser. Denn die zweite Mannschaft des ESC Geestemünde ist in derselben Spielklasse unterwegs, rangiert aber hinter der Dritten. Wie passt das alles zusammen? Abbass Moussa kennt die Antworten. Der 33-Jährige ist Trainer der so erfolgreichen dritten Mannschaft. Moussa klärt auf: "Wir sind in dieser Zusammensetzung erst seit dem vergangenen Sommer im organisierten Spielbetrieb. Wir sind eine Gruppe von Freunden, die sich schon lange kennt und Bock hatte, zusammen Fußball zu spielen. Einige von uns haben Erfahrungen in der Oberliga oder sogar in der Regionalliga gesammelt. Es soll nicht überheblich klingen: Aber wir sind zu gut für die Kreisliga A."
Deshalb ist das Ziel des ESC Geestemünde III auch ganz einfach zu formulieren: In dieser Saison soll der Aufstieg in die Bezirksliga gelingen. "Wir wollen unbedingt den Schritt nach oben schaffen. Einerseits natürlich für uns, damit wir auf Gegner auf Augenhöhe treffen", sagt Moussa. "Aber auch wegen der Konkurrenten in der Kreisliga. Ich glaube nicht, dass es denen großen Spaß macht, gegen uns zu spielen. Eine Partie haben wir mit 30:0 gewonnen." Das bedeutet: Ein Tor alle drei Minuten.
Aber wie soll bei dieser Dominanz der Aufstieg nicht gelingen? Die Konstellation in dieser Kreisliga A ist besonders. Der Aufsteiger wird nicht wie üblich anhand einer Hin- und Rückrunde ermittelt. Stattdessen werden zwei Einzelrunden ausgespielt und die beiden Sieger spielen dann in einem Entscheidungsduell den Staffelmeister und damit den Aufsteiger aus. Diese Regelung ermöglicht es, nachgemeldete Mannschaften in den Spielbetrieb zu integrieren. Die bisherigen Auftritte des ESC Geestemünde III lassen jedoch keinen Zweifel daran aufkommen, dass die Mannschaft auch die zweite Einzelrunde, die im März beginnt, gewinnen und damit sicher aufsteigen wird.
Fast schon logischerweise führt auch ein Geestemündener Spieler die Torjägerliste an. Florian Beck hat bisher 33 mal getroffen. "Vor der Saison hat er bei einem Mannschaftsabend im Restaurant verraten, dass sein Ziel 100 Tore sind", berichtet Mitspieler Moussa. "Wenn man seine Treffer im Pokal noch dazu nimmt, ist er auf einem Weg gut. Nur über die Meisterschaft wird er sein Ziel vermutlich nicht erreichen." Es sei denn, er macht es häufiger wie Ende des vergangenen Jahres gegen den OSC Bremerhaven II, als ihm 14 Treffer gelangen …
"Super-Kickers" aus Geestemünde
Eine weitere ganz wichtige Säule im Kader ist auch Kapitän Leandro Amador. "Leandro ist ein absoluter Führungsspieler und mein verlängerter Arm auf und neben dem Platz", sagt Trainer Moussa. "Er hat bei all seinen Stationen gezeigt, dass man sich zu 100 Prozent auf ihn verlassen kann. Nicht ohne Grund war er immer und überall ziemlich schnell Kapitän der Mannschaft. Er ist ein Typ, der gerne Verantwortung übernimmt, vorangeht und die anderen auch mitreißen kann."
Die dritte Mannschaft des ESC Geestemünde wird in der Region mittlerweile nur noch die "Super-Kickers" genannt - angelehnt an eine japanische Zeichentrickserie, die ihren Ursprung 1981 hat. Darin wird die fiktive Geschichte des Fußballers Tsubasa Ohzaro erzählt, der es sich zum Ziel gesetzt hat, der beste Fußballer der Welt zu werden und mit der japanischen Nationalmannschaft an der Weltmeisterschaft teilzunehmen. Abbas Moussa ist ein großer Fan der Serie. Ein Tattoo des Protagonisten ist mittlerweile auf seinem Arm verewigt. Ihre Erlebnisse im Rahmen dieser speziellen Saison teilen die "Super-Kickers" aus Geestemünde inzwischen auf Instagram mit ihren Followern.
Im Moment sind die Fußballer der dritten Mannschaft des ESC Geestemünde die "Super-Kickers" der Kreisliga. Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, werden sie ab dem kommenden Sommer ihr Können in der Bezirksliga zeigen. Bleiben die "Super-Kickers" auch dort unschlagbar? Muss in der Bezirksliga zwangsläufig Endstation sein oder kann ihr Weg sie noch weiter nach oben führen? "Darüber haben wir uns wirklich noch gar keine Gedanken gemacht", sagt Moussa. "Unser erstes Ziel war es, gemeinsam auf dem Platz zu stehen und Spaß am Fußball zu haben. Das haben wir uns erfüllt. Man darf nicht vergessen, dass wir nicht mehr die Jüngsten sind. Mal sehen, was für uns noch möglich ist."
Die Zahlen und die Tabelle werden die Antwort geben. Sie lügen nicht.